Dein Tier hat ein Augenproblem und kneift das betroffene Auge zu. Oder du hast einen Augenpatienten, der einen massiven Blepharospasmus zeigt. Kneifen am Auge ist ein Zeichen von Schmerz und dieser Schmerz sollte weder vom Besitzer noch von uns Tierärzten ignoriert werden.
Liebe Tieraugenfans,
heute möchte ich mich mit einem wichtigen Thema beschäftigen. Schmerz! Schmerz gibt es nicht nur bei Problemen des Bewegungsapparates oder nach Operationen. Schmerz ist auch ein großes Thema bei Augenproblemen. Es liegt an uns, diesen Schmerz zu erkennen und zu behandeln. Oft ist eine adäquate Schmerztherapie der erste Schritt zur Behandlung eines Augenproblems und erleichtert in der Folge auch die Therapie der Augenerkrankung. Ist der akute Schmerz erst mal behandelt, wird auch die Applikation von lokalen Medikamenten für die Besitzer einfacher.
Wie kann man Schmerz am Tierauge erkennen?
Ein sicheres Zeichen für Schmerz ist das Kneifen des Auges. Es ist ein natürlicher Reflex, etwas das weh tut, zu schützen. Das Auge muss aber nicht vollständig zu sein. In manchen Fällen wird das Auge nur halb geschlossen. Ein weiteres Symptom bei Schmerz am Auge ist ein vermehrter Tränenfluss. Wenn wir Menschen Schmerz empfinden, weinen wir auch. Und dasselbe tritt auch bei unseren Vierbeinern auf. Viele Tiere mit Augenproblemen wollen auch nicht am Kopfbereich berührt werden, sie ziehen sich zurück und es wird viel geschlafen.
Welche Augenerkrankungen sind am schmerzhaftesten?
Die Top 3 der schmerzhafteten Erkrankungen am Auge sind (persönliches Ranking):
- Oberflächliche Hornhautdefekte
- Ein Primärglaukom
- Das trockene Auge
Oberflächliche Hornhautdefekte sind hochgradig schmerzhaft. Warum? Weil die Nerven in der Hornhaut subepithelial (unter der obersten Hornhautschicht) verlaufen. Liegt ein Loch in der Hornhaut vor und geht es dem Tier besser, kann dies zwei Ursachen haben. Entweder der Defekt heilt ab oder der Defekt wird tiefer. Wird er tiefer kann das bis zu einer Perforation führen, daher sind regelmäßige Kontrollen bei einem Hornhautulkus wichtig!
Ein plötzlicher Druckanstieg im Auge, wie es bei Primärglaukomen vorkommt, löst zusätzlich zur Erblindung auch hochgradig Schmerz aus. Sekundärglaukome sind im Gegensatz nur geringgradig schmerzhaft, da der Druckanstieg langsamer erfolgt.
Trockene Augen stellen sich ebenfalls unangenehm und schmerzhaft dar. Sie sind auf der einen Seite stark verklebt und auf der anderen Seite stark entzündet. Durch das fehlen der wässrigen Phase des Tränenfilms wird jeder Lidschlag zur Qual und die Tiere haben ein massives Fremdkörpergefühl.
Welche Schmerzmittel helfen am Auge am besten?
Es stehen uns kaum lokale Schmerzmittel am Auge zur Verfügung. Lokalanästhetika dürfen nur für die Diagnostik verwendet werden. Auf keinen Fall sollten sie als Schmerztherapie zum Einsatz kommen, da sie epitheltoxisch wirken, wenn sie mehrmals über längere Zeit verabreicht werden.
Irgendwie hat man im Kopf, das wenn ein Augenproblem vorhanden ist, das nur lokale Medikamente wirken. Aber da das Auge ein sehr gut durchblutetes Organ ist, wirken systemische Schmerzmittel hervorragend. Laut Studien und auch nach meiner persönlichen Erfahrung wirken NSAIDs als Schmerzmittel sehr gut. In den post operativen Phasen setze ich auch gerne Opioide als Schmerzmittel ein.
Petras Merksatz:
Zusammenfassend kann gesagt werden, Schmerzhaftigkeit am Auge sollte sowohl vom Besitzer als auch vom Tierarzt als solcher wahrgenommen und behandelt werden. Schmerz sollte im ersten Schritt durch Schmerzmittel therapiert werden. Die Behandlung der Grunderkrankung ist wichtig, aber ist oft erst der zweite Schritt und führt dann zur Heilung. Ist der Schmerz weniger, wird auch die Behandlung der Augen und die Applikation von Medikamenten einfacher.
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