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Ist ein Tonopen notwendig, um ein Glaukom zu diagnostizieren?

Okt. 11, 2020

Liebe Tieraugenfans,

Heute möchte ich mich mit einer Frage beschäftigen, mit der ich in der Praxis immer wieder konfrontiert bin. Ist ein Tonopen wirklich notwendig, um ein Glaukom zu diagnostizieren? Es ist für mich eine Frage, die ich schwer beantworten kann. Meine Antwort (darüber habe ich wirklich lange nachgedacht): Wenn man einen Tonopen hat, ist es gut, aber für die Diagnose in der Praxis ist er nicht unbedingt notwendig. Für einen Spezialisten ist er ein wichtiges Tool und es ist essenziell den Augeninnendruck genau bestimmen zu können.

Ich möchte euch mit meinem heutigen Blogartikel eine Anleitung für die Praxis geben, wie man mit einfachen Hilfsmitteln ein Glaukom erkennt und um dann zeitnah zum Spezialisten zu überweisen bzw auch selbst den Augeninnendruck messen und dann das Glaukom behandeln kann.

 

Wie kann ich ein Glaukom erkennen?

Es gibt Kardinalsymptome eines Glaukoms, die sogenannte Glaukomtrias. Ein rotes & schmerzhaftes Auge mit einer weiten, starren Pupille und eingeschränkter Sehfähigkeit. Natürlich gehört auch ein erhöhter Augeninnendruck dazu. Bis auf den Augeninnendruck kann ich alles ohne großen materiellen Aufwand mit einer genauen Augenuntersuchung erkennen.

Kardinalsymptome bei einem Glaukom:

 

  1. Rotes & schmerzhaftes Auge
  2. Weite & starre Pupillen
  3. Visusverlust
  4. Erhöhter Augeninnendruck

 

Eine typische Anamnese für ein Primärglaukom ist, plötzlicher Visusverlust und hochgradige Schmerzhaftigkeit der Augen. Ein starkes Kneifen und ein rotes Auge sind auch meist dabei. Sekundärglaukome sind meist nicht so schmerzhaft, haben aber die Vorgeschichte einer längeren Augenproblematik. Man sollte sich auch kurz Gedanken machen, ob es sich vielleicht um eine Rasse handelt, die eine Prädisposition für ein Glaukom hat.

Die wichtigsten Rassen, die von einem Pirmärglaukom betroffen sind:

  • American Cocker Spaniel
  • Bouvier des Flandres
  • Bassets (alle Rassen)
  • Bloodhound
  • Border Collie
  • Chow Chow
  • Dandie Dinmont Terrier
  • Holländischer Schäfer (Rauhhaar)
  • English Springer Spaniel
  • Entlebucher
  • Flat Coated Retriever
  • Golden Retriever
  • Siberian Husky
  • Leonberger
  • Magyar Viszla
  • Samoyede
  • Tatra

Augenuntersuchung bei einem Glaukom

Wir starten den Augenuntersuchungsgang mit einer Distanzbetrachtung und bei einem Glaukom fällt dann bereits auf, dass die Pupillenstellung eine unterschiedliche ist. Bei einer akuten Problematik kommt es auch zum starken Blepharospasmus. Die Pupille ist weit & starr und der Blendreflex & Drohantwort sind negativ.

Geht man in die Detailbetrachtung des Auges, sieht man eine massive konjunktivale und sklerale Gefässinjektion. Die Hornhaut zeigt meist ein leichtes Hornhautödem. In chronischen Fällen sind vielleicht auch schon Habsche Linien (Risse in der Descemetschen Membran) zu sehen. Die Hornhaut ist aber Fluoreszein negativ. Bei chronischen Fällen kann es auch zur Ausbildung einer Katarakt kommen oder zur einer Linsenluxation. Der Sehnervenkopf ist atrophiert und exkaviert. Die Netzhaut im chronischen Zustand atrophisch.

Liegt ein solches Auge vor, sollte umgehend eine Augendruckmessung erfolgen. Und eines möchte ich hier deutlich sagen – eine Palpation ist keine Alternative zur Tonometrie! Ja es gibt einen Hinweis das der Augeninnendruck vielleicht erhöht ist, aber es kann niemals eine Messung ersetzen.

Wenn ihr euch die ganzen Symptome anseht, was fällt dann auf? Ja genau, die Tonometrie kommt ganz zum Schluss und gibt die letzte Gewissheit. Wenn man eine vollständige Augenuntersuchung ohne Augendruckmessung durchführt, kann man zu 90% ein Glaukom diagnostizieren.

Ein häufiges Problem bei der Tonometrie ist, dass zwar ein Tonopen oder Tonovet in der Praxis vorhanden ist, aber wenn man dann messen soll, funktioniert das blöde Ding nicht. Mein Tipp: Gerade am Anfang immer Augendruckmessen, auch bei gesunden Patienten oder bei Tieren die in Narkose gelegt werden. Da kann man das Handling mit dem Gerät in Ruhe üben und kann sich mit den Feinheiten vertraut machen.

 

Petras Merksatz:

Ein Tonometer ist gut, wenn man ihn hat. Aber für den Allgemeinpraktiker nicht unbedingt notwendig. Eine gute und genaue Augenuntersuchung kann schon zu 90% ein Glaukom diagnostizieren, nur die restlichen 10 % macht der Tonopen oder die Augendruckmessung aus. Und einer meiner Leitsätze ist: „Ein erhöhter Augendruck allein macht noch kein Glaukom!“ Was ich damit sagen will, es müssen sowohl die klinischen Symptome als auch erhöhter Augeninnendruck bei einem Glaukom vorhanden sein. Ist da keine Übereinstimmung vorhanden, sollte ich meine Druckmessung noch einmal überdenken.

Habt ihr noch Tipps oder Anregungen für den Umgang mit einem Tonopen? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Hast du noch Fragen zu diesem Thema, dann schreib mir eine Nachricht. Ich freue mich auf dein Feedback!

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