Bei einem Lidtumor stellt sich immer die Frage, soll er weggeschnitten werden oder kann ich noch beobachten? Ich gehöre eindeutig zum „Team-Wegschneiden“, wobei es nicht immer ur eine schwarz-weiße Lösung gibt.
Liebe Tieraugen-Fans,
heute möchte ich wieder ein viel diskutiertes Thema mit euch besprechen. Lidrandneoplasien und der richtige Behandlungsweg. Prinzipiell gibt es kein richtig oder falsch, sondern man muss immer den ganzen Patienten sehen und dann eine individuelle Entscheidung treffen. Ich möchte euch heute einen 4 Schritte Plan in die Hand geben, um vielleicht in manchen Fällen leichter zu einer Entscheidung zu kommen.
Mein 4 Schritte Plan:
- Welche Tierart ist betroffen?
- Wie groß ist die Umfangsvermehrung? Wieviel % vom Lidrand sind betroffen?
- Wie alt ist der Patient?
- Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten
Schritt Nr. 1: Welche Tierart ist betroffen?
Ihr werdet euch jetzt sicher Fragen, warum ich diese Frage stelle? Weil es bei den Lidrandtumoren entscheidend ist. Es gibt die Grundregel, dass Lidrandtumore beim Hund eher benign sind und bei der Katze meistens mailgn. Diese einfache Grundregel stimmt nicht immer, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Wichtig beim Hund ist immer zu schauen, dass es sich wirklich um einen Lidrandtumor handelt, da sich konjunktivale Tumore eher malign verhalten, auch beim Hund. Bei der Katze sind Lidtumore böse und sie können sich gut tarnen und werden oft nicht gleich als Tumor wahrgenommen. Plattenepithelkarzinome sind die häufigsten Tumore und sie sind am Anfang oft nur kleine ulzerierende Stellen am Lidrand, die aber nicht abheilen wollen. Daher immer eine Zytologie in solchen Fällen machen!
Schritt Nr. 2: Wie groß ist die Umfangsvermehrung? Wieviel % vom Lidrand sind betroffen?
Eine weitere Grundregel zu Lidrandtumoren ist, je kleiner sie sind, umso einfacher können sie entfernt werden. Man sollte sich immer genau die Ausdehnung ansehen. Ist der Lidtumor kleiner, als 1/3 der Lidlänge kann eine einfache Keilexcision oder eine Haustechnik durchgeführt werden. Ist ein Tumor größer als 1/3 der Lidlänge, muss eine Schiebeplastik (zB: H-Plastik oder eine Lip-To-Lid Plastik) durchgeführt werden. Eine Schiebeplastik ist zeitaufwendiger, man braucht eine längere Narkose, es fehlt ein deutlicher Teil des Lidrandes (Alternativen sind meist suboptimal) und es ist mit erhöhten Kosten für die Besitzer verbunden. Und jetzt frage ich euch, was ist besser? Schneiden auch wenn es klein ist oder beobachten?
Schritt Nr 3: Wie alt ist der betroffene Patient?
Das Alter des Patienten spielt schon eine Rolle, vor allem für Besitzer. Ich sage immer Alter ist keine Erkrankung, aber es natürlich schon so, dass man sich eine Narkose bei älteren Patienten sehr genau überlegt. Fragen, wie ist eine OP wirklich notwendig? Schafft mein Tier eine Narkose? Das sind häufig gestellte Fragen. Und wenn eine Narkose nicht mehr möglich sein sollte, darf auch über alternative Methoden nachgedacht werden. Vielleicht eine Entfernung in Lokalanästhesie oder auch eine Kryotherapie sind in Lokalanästhesie möglich.
Schritt Nr. 4: Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand meines Patienten?
Auch als Ophthalmologin sollte man den gesamten Gesundheitszustand des Tieres nicht aus dem Auge verlieren. Allgemeinerkrankungen müssen immer genau abgewogen werden, genauso wie bei allen anderen Narkosen auch. Ein Lidtumor ist selten ein Notfall und die Operation sollte immer gut abgewogen werden, ob sie unbedingt notwendig ist und ob das Tier auch die Narkose gut übersteht.
Habt ihr noch Tipps oder Anregungen für die Behandlung von einem Lidrandtumor? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Hast du noch Fragen zu diesem Thema, dann schreib mir eine Nachricht. Ich freue mich auf dein Feedback!
Hallo
Meine 13 jährige Hündin hatte vor ein paar Tagen eine Lidrandneoplasie. Der Tumor hat gut 60 Prozent des unteren Lidrandes eingenommen. Der Arzt hat ihr einen Teil des äußeren Lides entfernt und diesen beim Keilschnitt eingesetzt, weil angeblich zu wenig Haut da war und es sonst zu einer Spannung gekommen wäre. Da das äußere Lid jetzt weit auseinanderklafft und ganz rot ist
und ziemlich schlimm aussieht,
bin ich mir nicht sicher, ob da nicht zu viel vom Lid entfernt wurde…..könnte man den äußeren Lidrand evt. mit einem Stich zunähen ?
Liebe Frau Kazian,
Leider hab ich ihre Anfrage erst jetzt gesehen. Hat sich das Problem schon erledigt?
MfG Petra Benz