PROFI BLOG

Was braucht es für eine effiziente Augenuntersuchung in der Kleintierpraxis?

Sep. 21, 2020

Hallo liebe Tieraugen Fans!

Heute beschäftige ich mich mit einer Frage, die ich häufig gestellt bekomme: Was brauche ich für eine effiziente Augenuntersuchung in der Kleintierpraxis? Welche Geräte sind unbedingt notwendig? Wieviel Geld muss ich dafür ausgeben? Eigentlich sind es mehr als eine Frage, aber sie gehören irgendwie alle zusammen & ich versuche sie für euch auf den nächsten Seiten zu beantworten

 

3 essenzielle Dinge für eine Augenuntersuchung in der Kleintierpraxis

  1. Gute Lichtquelle

Ich verrate euch jetzt ein großes Geheimnis. Na, seid ihr gespannt? Trommelwirbel. Das Einzige, was man wirklich braucht ist eine gute Lichtquelle. Nein es ist keine Spaltlampe und auch kein Ophthalmoskop notwendig. Meine Empfehlung ist ein normales Otoskoplämpchen mit Lupe. Das große Geheimnis ist gelüftet, ein Otoskoplämpchen! Ich liebe diese Lampen. Sie sind nicht kompliziert und sie haben einen großen Lichtkegel, so dass ein Auge gut ausgeleuchtet werden kann.

  1. Abdunkelbarer Raum

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der Untersuchungsraum abgedunkelt werden kann. Ich bin sicher, ihr habt in der Praxis einen Raum der gut abgedunkelt werden kann, zum Beispiel eignen sich ein Röntgen- oder Ultraschallraum hervorragend, um Augenuntersuchungen durchzuführen.

  1. Patient

Und dann fehlt noch ein Patient. Ist man sehr unsicher mit Augenpatienten, sollte man üben. Üben kann man bei jedem Patienten, der in die Praxis kommt. Eine kleine Aufgabe von mir: In den nächsten 2 Wochen, bekommt jeder Patient eine Augenuntersuchung von euch, auch wenn er oder sie gar kein Augenproblem hat. Es ist immer wichtig zu wissen, wie soll etwas im Normalzustand aussehen, um das Pathologische dann erkennen zu können. Und ihr könnt sicher sein, auch bei Patienten, die nicht wegen einem Augenproblem kommen, findet man zahlreiche Abnormalitäten.

Ihr seht die 3 essenziellen Dinge für eine gute Augenuntersuchung habt ihr bereits in der Praxis und es fallen keine zusätzlichen Kosten an.

 

Weitere Utensilien, die für eine Augenuntersuchung in der Praxis notwendig sind!

Schirmer Tränentest

Ein Schirmer Tränentest ist für mich einer der wichtigsten Untersuchungen in der Ophthalmologie. Leider sehe ich immer wieder, dass er einfach nicht gemacht wird. In einer der nächsten Folgen, werde ich mich daher noch einmal intensiv mit diesem Thema beschäftigen und euch erzählen, warum ich ihn so wichtig finde. Ein Schirmer Tränentest ist ein Filterpapierstreifen mit einer Skalierung und einem Farbindikator. Er wird für 1 Minute ins temporale Unterlid eingehängt und dann das Ergebnis abgelesen. That was it! Jedes rote Auge beim Hund sollte einen Schirmer Tränentest bekommen.

Fluoreszein Test

Fluoreszein ist ein hydrophiler Farbstoff, der das Stroma der Hornhaut anfärbt. D.h. immer wenn das Epithel der Hornhaut fehlt, nimmt die Hornhaut den Farbstoff an. Den Farbstoff gibt es ebenfalls in kleinen Papierstreifen. Dieser wird mit 1 Tropfen NaCl benetzt. Dieser Tropfen wird auf die Hornhaut aufgebracht und der Überschuss ausgespült. Eigentlich auch nicht schwer. Auch dieser Test sollte bei keiner Augenuntersuchung fehlen.

Lokalanästhetikum

Ein Lokalanästhetikum sollte in eurem Augenkoffer oder eurer Augenlade auch dabei sein. Lokalanästhetikum gibt es als großes Fläschchen oder als Einzeldosen. Dient zur Überprüfung von Oberflächenschmerz oder wird bei der Untersuchung des Bindehautsackes benötigt. Wenn man Lokalanästhetikum eintropft reichen 1-2 Tropfen und nach ca 30 Sekunden wirkt die Lokalanästhesie.

Mydriatikum

Zur Beurteilung des Augenhintergrundes ist ein Mydriatikum unbedingt notwendig. 1 Tropfen pro Seite ist ausreichend. Denkt euch immer, durch ein großes Loch kann ich mehr sehen als durch ein kleines Loch! Es nimmt ca 20-25 Minuten beim Hund und bei der Katze in Anspruch, um eine totale Mydriasis zu erreichen. Vergleichbar mit der Augenuntersuchung beim Menschen.

Bindehautpinzette

Eine Bindehautpinzette sollte ebenfalls nicht fehlen. Bei jeden eitrigen Auge, sollte ihr einen möglichen Fremdkörper in Erwägung ziehen. Vor der Untersuchung sollte ein Lokalanästhetikum eingetropft werden. Ist das Tier sehr unruhig, ist auch eine kurze Sedierung zu empfehlen. Mit der Pinzette wird das dritte Augenlid vorgezogen. Immer auch hinter die Nickhaut schauen und auch in die Tiefen des Bindehautsackes. Und merkt euch, dort wo ein Fremdkörper ist, kann auch ein zweiter sein.

Zytobürstchen & Objektträger

Unter Zytobürstchen verstehe ich Zervixbürstchen aus der Gynäkologie. Diese können bei den größeren Laboren angefordert werden. Sie haben den Vorteil, dass der Zellabstrich besser beurteilbar wird, da die Zellen vermehrt einzeln liegen (im Gegensatz zum Abstrich mit einem Tupfer). Vor der Untersuchung wird ebenfalls ein Lokalanästhetikum benötigt. Objektträger bevorzuge ich die mit Beschriftungsmöglichkeit.

 

Und was kostet das jetzt alles?

Alle angeführten Utensilien kosten vielleicht 250 Euro, also wirklich leistbar. Es gibt keine Ausreden mehr, meine Lieben. Teure Utensilien wie Spaltlampe und Tonopen sind schön, wenn man sie hat, aber für eine gute Augenuntersuchung nicht unbedingt notwendig!

 

 

 

 

Petras Klartext: Man muss die Augen schon untersuchen!

Mit dieser Aussage mache ich mich wahrscheinlich unbeliebt. Wie bei allem im Leben, man muss es einfach tun und man sollte es gewissenhaft machen. Ich sehe oft das Problem, das Augen oft nur oberflächlich untersucht werden. Wenn man bei Überweisungen nachfragt, wie war die Pupillenstellung, wo befindet sich die Trübung…hört man oft nur Schweigen auf der anderen Seite der Leitung. Also ein weiterer Tipp von meiner Seite, Augen wirklich im Detail untersuchen und dazu reicht eine einfache Lichtquelle. Es verlangt niemand eine genaue Beurteilung des Augenhintergrundes, aber bis zur Linse ist eine Untersuchung ohne Probleme möglich. Und man sollte Augen nie zwischen Tür und Angel untersuchen, so wie alles andere auch. Ein schneller Blick beim Gehen des Patienten und dann noch Augentropfen mitgeben, reicht oft nicht aus und führt in vielen Fällen zum Verlust von wertvoller Behandlungszeit.

 

Ich hoffe ich konnte euch motivieren und euch ein paar Tipps für den Praxisalltag mitgeben. Bei Fragen und Anregungen schreib mir in die Kommentare. Ich freue mich auf euren Feedback!

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bleiben Sie informiert

Besuchen Sie regelmäßig meinen Blog für Vierbeiner (Tipps für Vierbeiner) und Tierärzte (Profi-Blog) auf meiner Webseite oder folgen Sie mir auf Facebook und Instagram, damit Sie keine Neuigkeiten, interessante Themen oder Seminarangebote verpassen.

 

Pin It on Pinterest

Share This